Walvis Bay
Walvis Bay (Walfischbucht) ist der bedeutendste Seehafen Namibias. Die an der Atlantikküste gelegene Stadt liegt ca. 30 km südlich von Swakopmund und hat rund 67 Tausend Einwohner.
Obwohl Walvis Bay die drittgrößte Stadt Namibias ist, wirkt der Ort ziemlich trostlos. Viel gibt es hier eigentlich nicht zu tun und man merkt deutlich, dass es den jüngeren Teil der Bevölkerung eher hier wegzieht. Nach wie vor dominiert hier der Hafen und die Geschäfte, die dort betrieben werden. Fischerei zählt noch heute als Hauptgeschäftszweig in Walvis Bay.
Die Gechichte von Walvis Bay hat in erster Linie mit der außergewöhnichen Lage der Stadt und dem Fischreichtum der Bucht zu tun. Der portugiesische Seefahrer Bertholomeu Diaz erreichte im Jahr 1487 mit seinem Schiff als erster die Bucht bei Walvis Bay. Seine Mission bestand darin, die Südspitze der Küste Südafrikas zu finden. Entlang der Küste Namibias findet man zahlreiche Hinweise auf Diaz, wie beispielsweise auch in der Bucht um Lüderitz. Schon zu jener Zeit bestand das größte Problem in Walvis Bay im fehlenden Trinkwasser, aber der Fischreichtum in der Bucht war immens und veranlasste letztendlich die ersten Besucher dazu zu bleiben.
Die Portugiesen nannten den Ort zunächst Praia dos Sardinha, was Küste der Sardinen heißt, doch bereits Hundert Jahre später wurde der Hafen in den Karten Bahia dos Bahleas genannt, was übersetzt “Bucht der Wale” heißt, das heutige Walvis Bay.
Walvis Bay war aus strategischen Gründen stets äußerst beliebt: Im 18.Jahrhundert übernahmen zunächst die Holländer die Bucht, aber schon Ende des 18. Jahrhunderts erkannten die Briten die besondere Bedeutung des Ortes, hiessten ihre Flagge und ließen sich Walvis Bay nieder. Der Ort wurde zur Enklave, nachdem das Umland von Walvisbay ab 1884 Schutzgebiet des Deutschen Reiches wurde. Ab 1910 wurde Walvisbay, das von nun an zur Kapprovinz zählte, Teil der neugegründeten Südafrikanischen Union. Dieser Konflikt löste sich zunächst nach dem Ersten Weltkrieg auf, da Deutschland auch alle Kolonien verloren hatte und das Gebiet von Deutsch-Südwestafrika von nun an dem Territorium Südwestafrika unter der administrativen Leitung durch das Kapstädter Parlament zugeordnet wurde.
Probleme ergaben sich erst wieder, nachdem Namibia 1990 die Unabhängigkeit erklärte und Südafrika dennoch Walvis Bay weiterhin besetzt hielt. Erst nach Ende der Apartheid in Südafrika wurde Walvis Bay auch an Namibia übergeben.
Die Trinkwasserversorgung galt, wie gesagt, schon immer als großes Problem von Walvis Bay. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Trinkwasserbohrungen stromaufwärts des Kuiseb erfolgreich durchgeführt. Seitdem ist die Trinkwasserversorgung in Walvis Bay relativ gesichert, doch immer wieder entstehen Probleme mit der Wasserleitung, die dazu führen, dass die Bewohner der Stadt oftmals mehrere Tage oder gar Wochen ohne Wasser bewältigen müssen. Erst in diesem Jahr (2011) spülte der Kuiseb, der auf Grund der außergewöhnlichen Niederschlagsmengen der diesjährigen Regenzeit sehr viel Wasser führte, Wasserrohrleitungen weg, die zur Trinkwasserversorgung von Walvis Bay dienen. Mehrere Tage mussten die Bewohner auf Wasser verzichten, bis die Versorgung eingeschränkt und nur für wenige Stunden täglich wieder aufgenommen werden konnte. Besonders die fischverarbeitende Industrie, die zum Hauptwirtschaftszweig Walvis Bays zählt, muss durch diese “Pannen” hohe Verluste verbuchen, da das Wasser zur Kühlung der Fische fehlt und die gefangenen Fische schlichtweg verderben. Leider geht dies nicht geruchlos an den Bewohnern vorbei und der Gestank, der sich dann über die Stadt legt, ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.
Die Sehenswürdigkeiten Walvis Bays sind überschaubar: Einerseits findet man die aus dem Jahr 1880 stammende Kirche der Rheinischen Mission, die ein Beispiel für den klassischen Fertigteile-Bau ist. Die Holzteile der Kirche wurden in Deutschland angefertigt, nach Namibia verschifft und in Walvis Bay aufgebaut. Die Lagune vor Walvis Bay ist ebenfalls einen Besuch wert. Sie gilt als größtes geschütztes Flachwassergebiet an der Westküste des südlichen Afrika. Hier kann man eine sagenhafte Vogelvielfalt beobachten: Flamingos, Damaraschwalben, Hirtenregenpfeifer, Schmarotzerraubmöwen, Grünschenkel und eine Vielzahl an Zugvögeln.
Wenn man Richtung Süden die Stadt verlässt, führt die Straße an den Salzgewinnungsanlagen vorbei. Die Farbenpracht der Salzpfannen ist sowohl aus der Vogelperspektive als auch aus dem vorüberfahrenden Auto eine, wenn auch etwas skurril anmutende, Augenweide. Folgt man der Straße bis zum Ende, erreicht man den Zipfel der Landzunge, die die Bucht von Walvis Bay umschließt. Man sollte jedoch nicht die Fahrzeit unterschätzen, denn der Weg nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als man meinen mag.
Ein weiteres, beliebtes Ausflugsziel ist Sandwich Harbour, das zurecht als eines der grandiosen Reiseziele entlang der namibischen Küste bezeichnet wird. Die Lagune befindet sich ca. 50 km südlich von Walvis Bay. Selbstfahrer müssen über ein Allrad Fahrzeug verfügen und in der Lage sein, den Reifendruck entsprechend ablassen zu können. Man kann ohnehin nur bis zu einem bestimmten Punkt fahren, von dem aus man seine Tour zu Fuß fortsetzen muss. Von Swakopmund oder Walvis Bay aus finden auch organisierte Touren statt, bei denen man in entsprechenden Fahrzeugen und von erfahrenen Tourguides begleitet zur Lagune gebracht wird.
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